MPU Blut- und Leberwerte

Die erforderlichen medizinischen Nachweise für eine MPU (Medizinisch-Psychologischen Untersuchung) hängen immer mit dem Anlass der MPU zusammen.

Wer wegen einer strafrechtlichen Angelegenheit oder wegen Punkteverstößen eine MPU absolvieren muss, benötigt in aller Regel keine medizinischen Nachweise.

Geht es bei der MPU jedoch um Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol, benötigen die betroffenen Autofahrer bestimmte medizinische Nachweise.

In einem solchen Fall spielen die Blut- und Leberwerte der Betroffenen eine zentrale Rolle. Werte, die außerhalb des Normbereichs liegen, können auf einen starken und häufigen Alkoholkonsum hinweisen.

Was sagen die Blutwerte aus?

Viele Autofahrer haben schon einmal die Erfahrung gemacht, von der Polizei angehalten zu werden und „pusten“ zu dürfen. Dabei wird der Atem-Alkoholwert gemessen. Dieser liefert allerdings nur einen ersten Anhaltspunkt.

Um einen genauen Wert zu erhalten, muss der Blutalkoholwert gemessen werden. Für die MPU sind dann andere Werte von Bedeutung: der MCV-Wert (Mean Cellular Volume) und der CDT-Wert (Carbohydrate Deficent Transferrin).

MCV-Wert und Alkohol – Bluttest bei Alkohol am Steuer

Was sagt der MCV-Wert aus? Der MCV-Wert gibt Aufschluss über die mittlere Zellgröße der Erythrozyten, also der roten Blutkörperchen. Hoher Alkoholkonsum stört die Synthese der Blutkörperchen im Rückenmark, dadurch werden die Blutkörperchen zu groß. Dabei gilt, je höher der Alkoholkonsum, desto höher steigt das Zellvolumen an.

Der Wert kann bis zu 90 Tage zurückliegenden Alkoholkonsum nachweisen. Nach diesem Zeitraum verschwinden die vergrößerten Blutkörperchen.

Der MCV-Wert dient nicht in erster Reihe für die Messung von Alkohol im Blut. Es wird meistens dann durchgeführt, wenn langzeitiger Alkoholkonsum befürchtet wird.  Eine kombinierte Bestimmung eignet sich insbesondere bei der Leber- bzw. Blutwerte:

  • MCV
  • CDT
  • GGT

Es wird oft im Rahmen vom Abstinenznachweis der MCV-Wert bestimmt, um Alkohol im Blut nachzuweisen.

Was bedeutet der CDT-Wert?

CDT kommt immer im menschlichen Serum vor. Dieses Protein ist von zentraler Bedeutung für den Transport von Eisen. Der CDT-Wert gibt recht zuverlässig erhöhten Alkoholkonsum an. Dieser verändert nämlich die Struktur der Transferrine, sodass bereits nach verhältnismäßig kurzer Zeit erhöhte CDT-Werte festgestellt werden können.

Wenn über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen täglich etwa eine Flasche Wein getrunken wird, steigt der Wert an. Bei gesunden Menschen, die nicht regelmäßig trinken, steigt der Wert schon nach einmaligem überhöhten Alkoholkonsum an. Der Wert sinkt nach Alkoholabstinenz recht langsam.

Der Normalwert liegt bei Frauen bei rund 26 U/l, bei Männern um 20 U/l. Meist wird der Wert im Rahmen einer MPU nicht gemessen, da die Bestimmung teuer ist.

Zudem kann der Wert bei Frauen verfälscht werden. Ursache hierfür können Hormone oder etwa eine bestehende Schwangerschaft sein.

Welche Rolle spielen die Leberwerte?

Dass Alkohol sich schädigend auf die Leber auswirkt, ist allgemein bekannt. Was genau der erhöhte Konsum von Alkohol in der menschlichen Leber anrichtet, wissen die wenigsten.

Was aber den meisten Menschen bekannt ist: Erhöhte Leberwerte können auf starken Alkoholkonsum hinweisen.

Welche Werte sind damit gemeint? Wann sind diese Werte erhöht? Und auf welche Werte legt der Arzt bei der MPU besonderes Augenmerk?

Die folgenden Werte sind für eine MPU von Bedeutung:

  • GGT (Gamma-Glutamyltransferase)
  • GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase)
  • GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase)
  • in manchen Fällen wird auch der Blutwert MCV (Mean-Cell-Volume) erhoben

Was ist der GGT-Wert und was sagt er aus?

Die GGT (Gamma-Glutamyltransferase) ist ein Enzym, das in einem großen Teil der menschlichen Körperzellen vorhanden ist. Der GGT-Wert, der im Blut gemessen wird, stammt allerdings lediglich aus der Leber. Erhöht ist dieser Wert unter anderem bei einer Schädigung der Leber durch erhöhten Alkoholkonsum, durch Medikamente oder Gift. Durch die Schädigung des Lebergewebes gelangen mehr dieser Enzyme in das Blut.

Ein erhöhter GGT-Wert im Blut weist also auf einen Gewebeschaden in der Leber hin. Der Normalwert der GGT liegt bei Frauen bei unter 36 U/l (Einheiten pro Liter). Bei Männern liegt er bei weniger als 55-60 U/l.

Liegt der GGT-Wert im Normbereich, ist eine Lebererkrankung so gut wie ausgeschlossen. Eine leichte Erhöhung kann auf die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder chronischen Alkoholkonsum hinweisen.

Eine starke Erhöhung des GGT-Wertes tritt etwa bei einer chronischen Hepatitis, einer Leberzirrhose oder einer Leberschädigung in Folge von Alkoholkonsum oder einer Erbkrankheit. Ist dieser Wert erhöht, sind mehrere Ursachen denkbar. Alkoholkonsum ist eine davon, daher spielt der Wert bei der MPU eine zentrale Rolle.

Der starke Konsum von Alkohol kann den GGT-Wert innerhalb von rund fünf Tagen ansteigen lassen, nach zwei bis fünf Wochen ohne Alkohol normalisiert sich der Wert meist wieder.

Was ist der GOT-Wert?

Auch die GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) ist ein Enzym. Im menschlichen Körper ist dieses Enzym für die Verwertung von Kohlenhydraten zuständig. Gebildet wird es in den Skelettmuskeln, den Herzmuskeln und der Leber. Daher lässt der GOT-Wert Rückschlüsse auf den Zustand von Herz und Leber zu.

Eine Erhöhung des Wertes kann auf hohe Medikamenteneinnahme oder Alkoholkonsum sowie Hepatitis, eine Leberzirrhose, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder einen Herzinfarkt hinweisen.

Was bedeutet der GPT-Wert?

Die (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) ist ein Enzym, das in erster Linie im Plasma der Leberzellen vorkommt. Ein erhöhter GPT-Wert weist auf geschädigte Leberzellen und damit auf eine Lebererkrankung hin. Liegt der GPT-Wert über dem GOT-Wert ist die Ursache meist hohes Übergewicht. Ist der Wert deutlich erhöht, liegt aber unter dem GOT-Wert, ist in der Regel Alkohol der Auslöser.

Leichte Erhöhungen hingegen treten auch bei Lebermetastasen oder Cholangitis auf, können aber auch durch Medikamente oder Alkohol verursacht werden.

Wann sollten Betroffene ihre Leberwerte überprüfen lassen?

Da erhöhte Leberwerte auch andere Ursachen haben können als erhöhten Alkoholkonsum, ist es ratsam, sie schon frühzeitig vor der MPU prüfen zu lassen. Denn wenn diese Werte außerhalb des Normbereichs liegen, obwohl der Betroffene seine Trinkgewohnheiten geändert hat oder komplett abstinent lebt, muss die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Dies ist nicht nur aus gesundheitlicher Sicht ratsam, sondern auch für die MPU.

Wenn sich aufgrund anderer Ursachen erhöhte Leberwerte zeigen, sollten Betroffene sich die Gründe dafür von ihrem Arzt schriftlich geben lassen und im Rahmen der MPU vorlegen. Empfehlenswert ist dafür ein Zeitraum zwischen vier und sechs Wochen vor dem geplanten MPU-Termin.

Leberwerte sind kein gesicherter Nachweis über das Trinkverhalten von Menschen. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen völlig normale Leberwerte haben, die regelmäßig viel Alkohol trinken. Dennoch werden erhöhte Leberwerte in der MPU als Indiz für Alkoholkonsum gesehen. Daher ist es nicht sinnvoll, ohne eine plausible Erklärung für die erhöhten Leberwerte in die MPU zu gehen.

Betroffene, die ihr Trinkverhalten ändern, können dies belegen, indem sie regelmäßig — etwa alle sechs bis acht Wochen — ihre Leberwerte untersuchen lassen und sie vom Arzt stempeln und unterschreiben lassen. Sind die Werte anfangs nicht im Normbereich, verbessern sich dann aber, kann dies unter Umständen sogar als Nachweis des veränderten Trinkverhaltens gesehen werden.

Untersuchung der Leberwerte: Welche Konstellationen sind denkbar?

Bei der Untersuchung der Leberwerte sind verschiedene Konstellationen möglich:

  • Alle gemessen Werte liegen unter dem Grenzwert
  • Alle Werte oder die ersten drei Werte liegen über dem Grenzwert
  • Nur der GGT-Wert ist erhöht

Für alle gemessenen Leberwerte gibt es Grenzwerte. Liegen alle Werte unter dem jeweiligen Grenzwert, müssen gesunde Betroffene sich keine Gedanken machen über die MPU.

Wenn alle Leberwerte oder GGT, GOT und GPT über dem Grenzwert liegen, deutet dies auf eine Schädigung der Leber hin. Die Ursache hierfür kann eine Erkrankung wie etwa eine Hepatitis sein oder die Einnahme starker Medikamente sein. Es kann aber auch am Alkoholkonsum liegen, dass die Werte erhöht sind. In einem solchen Fall sind die gemessenen Leberwerte aber kein sicherer Hinweis auf Alkoholkonsum.

Daher kann es sein, dass der Arzt in der MPU eine weitere medizinische Abklärung der Werte anregt und den Befund sozusagen offenlässt.

Der GGT-Wert ist so etwas wie der kritische Wert bei der Beurteilung früheren Alkoholkonsums. Da auch andere Faktoren diesen Wert erhöhen können, muss die Untersuchung sehr sorgfältig durchgeführt werden. Dennoch ist der GGT-Wert ein ernstzunehmender Parameter.

Ist der Wert als einziger deutlich erhöht, kann der Arzt von einem starken Alkoholkonsum in der Vergangenheit ausgehen und wird dies entsprechend negativ bewerten. Ist der GGT-Wert hingegen nur minimal erhöht, ist es möglich, dass ihn der Arzt in der MPU zurückhaltender bewertet und dem Betroffenen dennoch eine positive Beurteilung gibt.

Was außerdem wichtig ist

Es sind nicht allein die Leberwerte, die über den Ausgang der MPU entscheiden. Hört der begutachtende Arzt im persönlichen Gespräch auch nur ansatzweise heraus, dass der Betroffene seine Trunkenheitsfahrt verharmlost oder nur unzureichend aufarbeitet, gefährdet dies eine positive Beurteilung.

Das könnte Sie auch interessieren: